Ich konnte vor einer Woche am Mittwoch dann noch einen Last-Minute-Couchsurfer (Andres) auftreiben um für die erste Nacht Unterschlupf in der Nähe von Puerto Montt, genauer gesagt Calbuco zu haben.
Nach 13h Busfahrt kam ich am Donnerstag Vormittag in Puerto Montt an und habe mich dann den ganzen Tag in der Stadt rumgetrieben. Ich muss ganz ehrlich sagen dass Puerto Montt jetzt nicht gerade überwältigend war, doch war zB. an den spitzen Dächern schon recht gut der Einfluss der deutschen Einwanderer zu bemerken. Sie ist wohl eher eine funktionale Hafenstadt. Unterbrochen wurde mein Touristenprogramm regelmäßig durch kurze Regenschauer die aber nicht weiter störten da ich mit Regenschirm und Poncho bestens ausgestattet war. Mittags bin ich zum Fischmarkt und habe mir eine “Paila Marina“, eine Suppe mit diversen Meeresfrüchten gegönnt. Zum Nachtisch gab es dann noch Empanadas de Salmon. Nach dem Mittagessen bin ich mit einem Bötlein auf die Insel “Tenglo“ gefahren, die geschätzte 50m vom Festland entfernt ist… Blöderweise hat mich der (nicht offizielle) Ruderer bei einem Steg eines Privatgrundes abgesetzt was mir erst zu spät aufgefallen ist. So musste ich bis ich zu einem öffentlichem Weg kam über diverse Zäune klettern die nicht selten durch massig Stacheldraht “gesichert“ waren. Der Aufwand hat sich dann aber ausgezahlt als ich auf dem Gipfel des Hügelchens angekommen bin – von dort hat man nämlich einen schönen Panoramablick über die Stadt der allerdings durch erneute Regenschauer getrübt wurde.
Nachmittags bin ich dann weiter nach Calbuco gefahren um mich dort mit Andres zu treffen. Andres ist Arzt im öffentlichen Krankenhaus und in einer Privatklinik von Calbuco. Da die meisten Chilenen es bevorzugen in Santiago oder in den wenigen anderen Großstädten zu arbeiten gibt es hier ein spezielles Programm das junge Ärzte aufs Land lockt und ihnen dafür das Gehalt offenbar verdoppelt. Dazu kommt dass die Lebensunterhaltskosten am Land natürlich geringer sind. Andres mietet für nur ein bisschen mehr als ich in Santiago ein Zimmer, ein ganzes Haus mit großem Wohnzimmer, 3 Schlafzimmern, einer Bar und Panoramameerblick!
Am Abend sind wir noch zu Freunden von ihm gegangen, um mich der Runde vorzustellen wo ich praktisch alle Ärzte Calbucos kennen lernte. Da Andres regelmäßig Couchsurfer im Haus hat haben sich auch seine Freunde schon daran gewöhnt. (“Und wo kommt der Gringo diesmal her?!“) Ich wurde in der Runde sofort aufgenommen und zu einer Hauseinweihung am Samstag eingeladen.
Freitag konnte Andres schon Mittags die Arbeit schmeißen, und ich habe wieder einmal Kaiserschmarrn zubereitet. Obwohl ich eigentlich ja schon einiges an Übung habe ist er mir minimal angebrannt, das liegt meiner Meinung nach an den Gasherden die in jedem Haus unterschiedlich intensiv sind… Außerdem erhitzen die nur einen Teil der großen Pfanne direkt was das ganze auch nicht einfacher macht. Essbar war es dann aber doch…
Nachmittags haben wir zusammen mit einer Freundin einen kleinen Ausflug zu einem anderen Dorf/Strand gemacht wo man mit öffentlichen Verkehrsmitteln gar nicht erst hinkommen würde. Dort sind wir am Strand entlang spaziert und Andres hat mir seinen Lieblingsbadeort gezeigt: Ein kleiner Wasserfall mit einer großen Gumpe gut versteckt in einem Wäldchen. Wunderschön! Leider war es dann doch nicht warm genug um sich in den einkalten Bach zu begeben.
Abends gab es dann eine spontane Feier im Haus von Andres, mit Karaokeeinlage. Dort musste jeder ran, ich habe deutsche Lieder gewählt die keiner versteht und deshalb auch keiner behaupten kann ich hätte schlecht gesungen ;) Zum Besten gegeben habe ich dann „I am from Austria“ und “Alles aus Liebe“. Das Publikum war zwar nicht wirklich begeistert, aber zumindest amüsiert und hat sich mit Kritik zurückgehalten.
Nachdem wir fast den ganzen Samstag geschlafen haben konnten wir gleich nach dem Aufstehen mit der Vorbereitung für die Hauseinweihungsfeier beginnen. Die war erstaunlich professionell organisiert: Es gab eine Anlage/Verstärker, Beamer, 2 professionelle Karaoke Sänger, eine Popcornmaschine, Schaum, Trillerpfeifen, Masken, Schere/Band (deutsches Wort!) eine reichhaltige Bar und gute Laune bis 7 Uhr morgens!
Sonntags haben wir uns dann spät nachmittags abermals im Haus versammelt und den nagelneuen Griller eingeweiht während die Hausherren noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren. Nach der ganzen Feierei war das auch das einzig nennenswerte vom Sonntag.
Zum Essen gab es ansonsten übrigens fast täglich Lachs. Der ist dort nämlich im Überfluss vorhanden und kostet einen lächerlichen Euro pro Filet (>1kg). Als Beilage gab es dann meist diverse andere Meeresfrüchte die wirklich sehr lecker sind aber die ich eigentlich alle nicht kenne…
Am Montag bin ich sehr früh aufgestanden um noch eine Runde in Calbuco zu drehen und um eine weitere Mini-Insel zu besuchen. Die ist so klein dass man sie in 20 Minuten ganz gemütlich umrunden kann. Der Besitzer hat sich lediglich ein nettes Häuslein gebaut und sich ein paar Tiere angeschafft die für ihn die Mäharbeiten übernehmen. Mitten im Wald mit ca. 1000 Jahre alten Alercen (diese können bis zu 3500 Jahre alt werden!) gibt es eine kleine Waldbühne auf der gelegentlich bekannte chilenische Gruppen spielen. Der “Kapitän“ des Boots hat dort mit mir seine Mittagspause verbracht und für mich Guide gespielt. Das war wirklich sehr praktisch und nett :)
Ganz ehrlich: Ich will auch mal eine eigene Insel!!
Abends bin ich dann wieder Richtung Santiago aufgebrochen und habe wieder einmal eine Nacht im Bus verbracht.
Im Endeffekt bin ich also nicht bis nach Chiloé gekommen sondern in Calbuco hängen geblieben, aber es war auf jeden Fall ein geniales Wochenende!
Gestern Abend war dann die Abschiedsfeier meiner spanischen Mitbewohnerin Al, die das letzte Semester hier studiert hat und jetzt wieder den Heimweg antritt. Sie wird allerdings im Februar zurückkommen um ein weiteres Semester hier zu studieren. (die Liebe…)